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INTERVIEW MIT KAI HAVAII ZU „RUBICON“

Bild Interview Kai Havaii Trhiller Rubicon

F: Ihr erster Roman ist ein Thriller. Was reizt Sie an Spannungsliteratur?

A: Es war immer schon mein Traum, mal ein richtig dickes Buch zu schreiben - einen Roman. Und weil ich seit meinem Teenageralter ein Fan von gut recherchierten Thrillern mit zeitgeschichtlichem oder aktuellen Hintergrund bin, habe ich mich einfach mal an dieses Genre herangewagt.

F: Carl Overbeck, Ihre Hauptfigur, überschreitet sprichwörtlich den Rubikon – er geht zu weit und eine Umkehr scheint für ihn unmöglich. Stand diese Idee von Beginn an fest oder kam sie erst später hinzu?

A: Das Motiv stand im Grunde von Anfang an fest: Ein Mann trifft eine fatale, schicksalhafte Entscheidung, die ihn in einen Sog von Ereignissen reißt, die immer unkontrollierbarer werden.

F: Sie sind bekannt als Sänger der Band EXTRABREIT und gehen regelmäßig auf Tour – wie unterscheidet sich das Autorenleben von dem Musikerleben?

A: Das Musikmachen bedeutet für mich vor allem viel Kommunikation und Interaktion - mit meinen Kollegen von der Band, mit Technikern im Studio und natürlich vor allem mit dem Publikum. Bücherschreiben erfordert viel Einsamkeit, weil man nur so wirklich in seiner Fantasie leben kann. Ich liebe beides.

F: Ein Mann, der zum Auftragsmörder wird, steht im Mittelpunkt Ihres Thrillers – was reizt Sie an den dunklen Seiten der Menschen?

A: Dass sie so menschlich sind. Ich bin davon überzeugt, dass die wenigsten Menschen von Grund auf bösartig sind. Es sind meist bestimmte, oft durchaus nachvollziehbare Umstände, die ihre dunkle Seite hervorbringen.

F: In zwei Sätzen: Worum geht es in Rubicon?

A: Um einen deutschen Ex-Elitesoldaten und Scharfschützen, der nach seiner Rückkehr aus Afghanistan im Zivilleben scheitert und auf das Angebot eingeht, Auftragskiller der italienischen Mafia zu werden. Und welche unvorhersehbaren Folgen das hat.

F: Was hat Sie bei der Arbeit und dem Schreiben an Ihrem Thriller überrascht?

A: Vielleicht, wie sich die Nebenfiguren entwickelt haben. Von den Hauptfiguren hatte ich eine ziemlich klare Vorstellung, aber nicht von anderen, die dann für die Handlung noch wichtig wurden. Das war ein ziemlich natürlicher Prozess, wie das Schreiben insgesamt. Aber es gab natürlich auch mal Tiefs, in denen ich nicht weiterkam. Dann habe ich mir tagelang über eine bestimmte Szene das Hirn zermartert. Aber wahrscheinlich gehört das dazu, dass man sich auch mal richtig quält.

F: Gab es einen bestimmten Anlass oder eine Situation, bei der die ersten Ideen zu »Rubicon« entstanden?

A: Es gab vor Jahren mal eine Zeitungsmeldung über einen Ex-Fallschirmjäger der Bundeswehr, der sich - quasi auf Abruf - als Auftragsmörder verdingen wollte. Die Sache flog vorher auf. Der Junge war wohl nicht allzu helle, aber ich habe mich gefragt, wie es wäre, wenn einer sowas macht, der es wirklich drauf hat. Ein exzellenter Scharfschütze, ein cleverer Typ, der aufgrund besonderer Umstände die richtigen Connections hat. Das war wohl der erste Funke der Idee zu „Rubicon“.

F: Wieviel Zeit haben Sie auf die Recherche verwandt?

A: Einige Monate. Ich habe Interviews mit Afghanistan-Veteranen geführt, sehr viel dazu gelesen und im Netz recherchiert, genau so wie über die Geschichte und die aktuellen Aktivitäten der `Ndrangheta.

F: Wer durfte das Manuskript zu »Rubicon« als Erstes lesen und wie sehr hat es sich seit dem ersten Entwurf verändert?

A: Zuerst gelesen hat es - wie auch schon bei meiner Autobiografie - meine Frau Maren. Die war meine erste Kritikerin.

F: Wie kamen Sie auf die Schauplätze und auf das Militär- und Mafiamilieu in Ihrem Thriller? Was reizt Sie daran besonders?

A: Die Schauplätze ergaben sich größtenteils aus der Handlung selbst - wie Afghanistan, Kalabrien, Mexiko. Natürlich habe ich auch Schauplätze gewählt, die ich selbst gut kenne - wie Hamburg, das Alte Land oder Rom.

Was das Militärmilieu betrifft: „Der unglückliche Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan hat mich schon immer beschäftigt. Ich wollte wissen, wie die Soldaten ticken, die auf diese frustrierende und letztlich gescheiterte Mission geschickt wurden. Einige sind gefallen, etliche schwer verwundet oder verkrüppelt worden und noch viel mehr kehrten traumatisiert zurück. Mein Carl Overbeck ist auch so eine gebrochene Figur.

Die italienische Mafia: Dieses besondere Milieu hat mich stets fasziniert - diese spezielle Mischung aus Niedertracht, Ehrpusseligkeit und uralter Tradition. Dabei ist gerade die kalabrische `Ndrangheta alles andere als eine nostalgische Veranstaltung, nämlich ein hochmoderner, höchst effizienter Weltkonzern des Verbrechens. Sie ist heute die mächtigste und am Besten vernetzte kriminelle Organisation der Welt und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von über 50 Milliarden Euro - soviel wie die Deutsche Bank und McDonald´s zusammen. Ein nicht unerheblicher Teil dieses Geldes wird in Deutschland, das dafür beste Bedingungen bietet, gewaschen. Unter anderem hat die `Ndrangheta in großem Stil in Ferienwohnungen, Hotels und Gastronomiebetriebe an der der deutschen Ostseeküste investiert.“

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